Wenn man einen typischen Berliner fragt, was sich bei der Adresse – Friedrich-Krause-Ufer 24 – befindet, wird man keine Antwort bekommen. Wenn man einen Ausländer danach fragt, wird er mit zitternder und ängstlicher Stimme antworten: “Ausländerbehörde“.

Ja genau. Für uns, Ausländer, gibt es nichts schlimmeres als dieses immer „hilfsbereite“ Amt mit seinen nicht weniger „hilfsbereiten“ Mitarbeitern!

Ich wohne schon seit langem hier in Berlin. Ich war schon tausendmal in der Ausländerbehörde und immer wieder ist es eine Art Herausforderung für mich. Früher war ich eine Studentin aus einem Land, das nicht zu der EU gehört, und musste alle zwei Jahre mir das Vergnügen gönnen besagter Behörde einen Besuch abzustatten um meinen Aufenthaltstitel zu verlängern.

Diejenigen, die in der gleichen Situation waren, wissen, was das heißt. Früher hieß das um 3 Uhr aufstehen um 7 Uhr eine Nummer vor Ort ziehen zu können. Dann endlich um 13:45 wurde man zum ersten Mal aufgerufen. Heute geht ja Gott sei Dank die Terminvergabe online.

Dann noch der ganze Papierkram, die Ängste dass bei dir etwas nicht stimmt, dass deine Papiere unvollständig oder gar fehlerhaft sind und als wenn das nicht genug ist auch noch das Wissen um die wie immer sehr “freundlichen“ Beamten, die dir mit Rat und Tat im Wege stehen. An einen besonders „netten“ Beamten erinnere ich mich immer noch.

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Das war ein junger Mann – wahrscheinlich sogar Auszubildender – der mir sagte, dass ich UNBEDINGT mein Masterstudium in zwei Jahren schaffen muss.

Wie bitte? Könnt ihr mir jemanden zeigen, der das geschafft hat? Und noch dazu alles in einer Fremdsprache? Wobei hier noch zu erwähnen ist, dass ich eine WEITERE Fremdsprache im Zuge meines Studiums als Pflichtmodul belegen muss.

Vor einem Jahr habe ich einen Deutschen geheiratet und habe endlich eine andere Aufenthaltsgenehmigung bekommen, sogar mehr: jetzt bin auch ICH Besitzerin einer elektronischen Aufenthaltserlaubnis! Das heißt ich hatte eine Plastikkarte bekommen, wo sämtliche Informationen über mich gespeichert sind und die ich einfach in meine Brieftasche stecken konnte. Trotzdem das gute Stück 100€ kosten sollte machte mir der Gedanke besondere Freude, dass ich den Reisepass, der so dick wie die Bibel war, nicht mehr mit mir rumschleppen musste. Ich hatte immer Angst davor, dass ich ihn eines Tages verlieren würde und zusammen damit natürlich diesen Aufenthaltsaufkleber, der der einzige Beweis dafür ist, dass ich legal in Deutschland bin.

Wahrscheinlich war das einzige Problem, dass auf der Identifikationskarte die Nummer meines Reisepasses stand, der demnächst – in genauer gesagt zwei Monaten – umgetauscht werden muss. Ich dachte: „Nicht schlimm! Wenn ich einen neuen Reisepass bekomme, dann bekomme ich einen Aufkleber mit der neuen Passnummer auf meine Karte.“ Wie man sich doch irren kann!

Sobald ich den neuen Reisepass erhalten hatte, vereinbarte ich also einen Termin in der Ausländerbehörde um den bereits erwähnten Aufkleber auf meine elektronische Karte zu bekommen.

Der Tag des Termins kam. Ich füllte alle entsprechenden Formulare aus, bezahlte die 30 € Bearbeitungsgebühr und wartete bis ich endlich aufgerufen wurde. Als ich endlich an der Reihe war dachte ich, dass ja alles nur noch reine Formsache sei. Ich gab der netten Beamtin meine noch annähernd jungfräuliche Identifikationskarte und meinen Reisepass. Sie schickte mich auf den Gang warten.

Nach 20 min. wurde ich erneut aufgerufen. Ich freute mich alles erledigt zu haben und meine Karte und den Pass wieder zu bekommen. Die Rechnung hatte ich ohne den Wirt gemacht!

Anstatt meiner wunderschönen kompakten Plastikkarte bekam ich meinen Reisepass mit eingeklebtem Visum in die Hand gedrückt. Auf meine Frage wo meine Karte sei, sagte die Beamtin, dass ich sie nicht wiederbekäme, weil ich sie nicht mehr brauchen würde. Ich müsse jetzt wieder meinen Pass ins Spiel bringen.

Wie? Nicht brauchen?

Ich war so wütend und entsetzt, ich versuchte ihr zu erklären, dass ich meine Karte wiederhaben will. Schließlich sei alles viel einfacher mit ihr. Darauf meinte Sie, dass das nicht ginge. Auf meine Frage, warum sie diesen scheiß Aufkleber nicht einfach auf meine Karte pappte, gab sie mir keine plausible Antwort. Sie sagte nur, dass die Karte nur zusammen MIT dem Pass gültig sei, und sie es nicht begreifen könnte wie ich überhaupt zwei Monate nur mit der Karte rumlaufen konnte. Ein Wort ergab das Andere. Eine heftige Diskussion begann.

Sie teilte mir ihre Meinung mit, dass ich keine Europäerin sei. Ich müsse immer meinen Reisepass dabei haben, selbst wenn er so dicke sei wie die Bibel. Auf diese Aussage reagierte ich ziemlich empört. „Was meinen sie damit, keine Europäerin? Was denn sonst? Eine Marsianerin? Wenn sie auf die geographische Lage meines Geburtsorts hinaus wollen, dann komme ich aus dem vor dem Uralgebirge liegendem Gebiet. Und das zählt noch zu Europa. Wenn Sie das bezweifeln klingt Ihre Aussage für mich leicht rassistisch.“ Da sagte die Dame gar nichts mehr.

Richtig wütend ging ich zu dem Hauptsachbearbeiter und versuchte mich über diese Mitarbeiterin zu beschweren. Pech gehabt!

Natürlich, hatte ICH unrecht!! Der „nette“ Herr erklärte mir, dass in diesem Fall es überhaupt nichts gäbe, was man bemäkeln könnte. Es sei alles korrekt. Und darüber hinaus meinte er mir mitteilen zu müssen, dass laut statistischer Daten Besitzer einer Identifikationskarte häufiger diese verlieren als Menschen mit NUR einem Reisepass.

Statistik! Na klar! Hätte ich gern gesehen bitte!

Meine Reaktion ließ nicht auf sich warten. Ich versuchte ihm zu erklären, dass wenn ich die Karte verlieren würde, ich mich wenigstens mit Hilfe des Reisepasses ausweisen könnte und zur Sicherheit meinen Pass Daheim hätte. Aber was wenn ich nur den Pass hätte und diesen noch zusammen mit dem Visum dann verlieren würde? In seinen Augen las ich nur: “Wenn du ihn verlierst, Pech!“.

Auf meine Frage, warum mir vor 2 Monaten 100€ aus der Tasche gezogen wurden um diese Karte zu erhalten konnte er mir ebenfalls keine Antwort geben. Es wäre gut gewesen, wenn mich jemand vor 2 Monaten auf die Kurzfristigkeit der Lebensspanne dieser Karte hingewiesen hätte! Ich habe eben auch nicht das Geld um alle 2 Monate 100€ für weiß der Fuchs was auszugeben.

Auf jeden Fall wurde mir am Ende gesagt, dass die Bundesdruckerei schuld sei. Sie habe solche Gebühren eingeführt. Soweit ich weiß, wenn ein Mensch hier umzieht, dann bekommt er einen Aufkleber mit der neuen Anschrift auf seinen Ausweis und zahlt nicht um einen neuen Ausweis zu bekommen.


P.S. Ah, hätte beinahe vergessen…Vor diesem Ereignis, traf ich dort meinen alten Bekannten noch aus meiner Studentenwohnheimzeiten. Er machte in DIESER Behörde grade seine Probezeit und hoffte, dass er bald verbeamtet würde. Auf meine Frage: “Hallo, was machst du denn hier?“ folgte grinsend die Antwort: “Schlimme und böse Sachen.“


Von Masha

Multicoolty collaborator in Berlin
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