Mein Name ist Mona, ich bin 28 Jahre alt und bin in Süd-Deutschland (Bayern) geboren. Reisen und andere Kulturen zu entdecken und neue Sprachen zu erlernen war immer sehr zentral für mich und begleitet mich bis heute in meinem Leben. Nachdem ich einige Zeit in Japan (1 Jahr), Mexiko (7 Monate) und Großbritannien (1 Jahr) gelebt habe, lebe ich zur Zeit wieder in Deutschland – dies Mal in Berlin. Ich arbeite derzeit in einer Unternehmensberatung, wo ich in der Regel in verschiedenen Projektteams in ganz Deutschland Unternehmen zu Informationssystemen im Personalbereich berate. Es gibt so vieles, was mich interessiert und mich inspiriert. Die Welt bietet so viele wunderbare Dinge und Momente und ich versuche, so viel wie möglich davon zu erleben. Dabei ist mir das Folgende am wichtigsten: ich mag es, mich mit meinen Freunden zu treffen, facettenreiche Gespräche zu führen, Texten in all seinen Formen, vielfältige Literatur, Reisen und über Themen wie die kulturelle Identität, Migration / Integration, Vielfalt und alles, was zu einer multikulturellen Welt sonst so gehört zu philosophieren. Was ich wirklich liebe in meinem Leben: Meine Familie! Mein Mann ist aus Paraguay und zusammen gründeten wir in (vorerst) Berlin ein neues Leben. Und am Weihnachtsmorgen 2015 wurde uns beiden das größte Geschenk auf Erden gemacht: Unsere kleine Tochter Aramí Zoé! Seitdem hat das Universum einen neuen Mittelpunkt für uns beide. Dieses besteht aus Windeln, Stillen, schlaflosen Nächten und so viel wunderbarem Babylächeln, dass man all das andere auf Anhieb wieder vergisst. 😉
Könntest du uns ein bisschen etwas über deinen Blog erzählen?
Die Idee und die Motivation für den Blog Multiculturalbaby.com kam mir, als ich schwanger wurde. Ich realisierte plötzlich, dass nicht nur die Erziehung unseres Kindes und das Geben von ganz viel Liebe und Geduld wichtig werden würden. Vielmehr würden mein Mann und ich auch über unsere eigene kulturelle Identität nachdenken müssen und darüber, welche Teile unserer beiden (oftmals sehr unterschiedlichen) Kulturen wir unserem Kind vorleben möchten.
So entwickelte sich nebem meinem generellen Interesse für das Ausland auch mein Interesse für multikulturelle Familien und multikultureller Erziehung. Da ich es liebe zu schreiben war es für mich klar, dass ich meine Erfahrungen und Recherchen dokumentieren und veröffentlichen wollen würde. Daher war die Idee einen Blog zu gestalten das Naheliegendste. Kurz gesagt, bei Multiculturalbaby.com geht es um die Frage, wie man zum einen Kinder in einer multikulturellen Familie großzieht aber zum anderen auch, wie man sie dabei unterstützen kann, sogenannte „multikulturelle Weltbürger“ zu werden. Themen, die ich im Blog behandle sind beispielsweise (prenatale) Zweisprachigkeit/Mehrsprachigkeit, unterschiedliche Vergleiche zwischen Kulturen und Ländern (z.B. globaler Vergleich von Mutterschutz- und Elternzeitregelungen) oder generell Tips für eine multikulturelle Erziehung.
Der Inhalt ist eine Mischung aus meinen eigenen Recherchen, Interviews, meinen Überlegungen, Gedanken und Erfahrungen, sowie die Reflektion der Dinge, die uns bei der multikulturellen Erziehung unseres Kindes helfen (z.B. bilinguale Spiele, kulturübergreifende Kinderliteratur). Auch freue ich mich sehr über die Berichte von anderen Familien, wie sie die multikulturelle Erziehung in ihren Familien fördern sowie auch die Erziehung in einer multikulturellen Gesellschaft. Der Austausch mit anderen Familien, Blogs, Websiten, Societies, etc. hilft mir, neue Inhalte zu generieren und Neues für meine eigene Familie zu lernen.
Was bedeutet es für dich in einer binationalen Familie zu leben? War das etwas, was du schon immer wolltest?
Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht aber es war für mich eigentlich immer klar, dass das Reisen und die Welt entdecken für mich immer zentral sein würden. Daher war es eigentlich nicht erstaunlich, dass ich mich in jemanden aus einem anderen Land verliebte, und mit ihm eine Familie gründete.
Zunächst einmal bedeutet eine binationale Familie für mich, dass man immer neugierig bleibt und jeden Tag auf’s neue die Herausforderung meistert, vom anderen zu lernen. Auch, wenn das bedeutet, dass man manchmal die eigenen Vorstellungen aufgeben oder zumindest anpassen muss. Ich meine, klar, jede Beziehung lebt davon, dass man ständig voneinander lebt und sich einander anpasst. Aber wenn man zwei total unterschiedliche Kulturen verinnerlicht hat, unterschiedliche Bräuche, Rituale, etc., dann macht es die Sache auch nicht gerade einfacher. Aber ich finde trotzdem, dass es einen ungemein bereichert. Daher beudeutet das Leben in einer binationalen Familie für mich, dass man auf der einen Seite dem anderen etwas von seiner eigenen Kultur gibt und gleichzeitig etwas von der anderen Kultur annimmt und damit gestaltet man dann als Familie seinen eigenen Mix. Das Wichtigste dabei ist, dass man es zusammen tut.
Was sind die Schwierigkeiten bei der Erziehung eines Kindes in einer multikulturellen Familie und einer multikulturellen Gesellschaft?
Ich denke, das Schwierigste ist wirklich konsistent zu bleiben. Da mein Mann und ich zwei sehr unterschiedliche kulturelle Backgrounds haben, müssen wir selbst oft für uns einen „Mittelweg“ finden der für uns beide stimmig ist. Ich denke, das ist etwas, was in jeder Familie geschieht (da eigentlich jede Familie aus unterschiedlichen „Kulturen“ zusammengesetzt ist, selbst, wenn beide Partner aus dem gleichen Land stammen). Trotzdem gibt es wahrscheinlich mehr bei binationalen Familien auszudiskutieren. Weichnachten zum Beispiel. Während an Weichnachten Hochsommer in Paraguay ist, kuscheln wir uns in Deutschland in dicke Decken und versuchen auf irgendeine Art und Weise dem kalten Wetter zu entfliehen. Das ist einer der Gründe, warum das Weihnachtsfest in beiden Ländern auch so unterschiedlich gefeiert wird. Und dabei haben wir beide noch sehr ähnliche religiöse Wurzeln (mein Mann ist Katholik und ich bin zwar nicht getauft, bin aber trotzdem in einer christlichen Umgebung aufgewachsen). Wie schwierig wäre es wohl, einen gemeinsamen Nenner für das Weihnachtsfest zu finden, wenn ich beispielsweise Muslimin wäre…?
Da unser Baby noch recht klein ist, stellt sich die Frage hinsichtlich der Erziehung in einer multikulturellen Gesellschaft für uns noch nicht. Ich nehme an, dass das ein neues Thema für uns wird, sobald unsere Kleine in die Kita kommt. Aber ich denke, Beständigkeit, Toleranz und Neugierde sind die drei magischen Worte. Ich werde versuchen, diese drei Dinge meinem Kind vorzuleben und hoffe, dass sie es annimmt und auf ihre eigene Art adaptiert.
Betrachtest du dich selbst als Deutsche? Spielt die Nationalität für dich eine Rolle?
Ja und nein. Wenn ich in einem fremden Land bin, sehe ich viele deutsche Teile in mir. Wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich hingegen nicht wirklich Deutsch, sondern fühle mich viel mehr mit der südamerikanischen Kultur meines Mannes verbunden. Die Nationalität spielt jedoch absolut keine Rolle für mich und wie ich mich fühle.
Wie wichtig ist das Thema der Nationalität für dich bei der Kindererziehung?
Das Thema der Nationalität ist für mich ein rein politisches und künstlich erstelltes.
Natürlich wäre es toll, wenn meine Kinder so viele Nationalitäten wie möglich haben könnten, aber eigentlich hat das nur Auswirkungen auf den Reisekomfort und bestimmte Rechte, die einem gegeben werden. In Sachen Kindeserziehung macht es für mich keinen Unterschied, welche Nationalität wir haben. Wenn meine Kinder mich später einmal fragen, was sie sind, Deutsch oder Paraguayisch, dann werde ich antworten: beides und das, was du daraus machst.
Betrachtest du Deutschland als ein multikulturelles Land?
Obwohl in Deutschland eine große Vielzahl an unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen vertreten ist, würde ich nicht sagen, dass Deutschland eine wirklich multikulturelle Gesellschaft darstellt. Um tatsächlich in Deutschland anzukommen, muss man sich „integrieren“. Aber was bedeutet „Integration“ in Deutschland? Ich habe das Gefühl, dass Integration in Deutschland nicht das Selbe ist wie beispielsweise Integration in den USA. Es ist weder wie die sogenannte „Salatschüssel“ (alle Kulturen leben zusammen aber vermischen sich nicht), noch ist es ein „Schmelztiegel“ (alle Kulturen vermischen sich). In Deutschland funktioniert die Integration eher wie ein „Auflauf“. Was meine ich damit? Jede Kultur (die Zutat, aus dem der Auflauf gemacht ist) wird akzeptiert und kann bis zu einer gewissen Weise in Deutschland ausgelebt werden, solange die deutsche Kultur oberflächlich darüber gelegt wird (das Überbacken des Auflaufs). Das Offensichtlichste dabei ist die deutsche Sprache. Jemand, der die deutsche Sprache nicht beherrscht ist einfach nicht integriert. Und solange du einen ausländischen Akzent hast, wirst du auch anders behandelt. Manchmal besser, manchmal schlechter – das kommt ganz auf deinen Akzent an und woher er kommt. Ich könnte noch lange darüber sprechen aber das würde hier zu weit gehen…
Wie wichtig war die Integration für dich, als du im Ausland gewohnt hast? Was hast du getan, um dich selbst als einen Teil der Gesellschaft zu fühlen?
Wie du dir vorstellen kannst, war die Integration für mich sehr wichtig. Ich denke, das Wichtigste war die Sprache. Das Erlernen der Sprache war für mich der erste wichtige Schritt, um die Kultur und Denkweise zu verstehen. Mit Spanisch funktionierte das wunderbar und ich erlernte die Sprache relativ schnell, was wohl auch daran lag, dass es einem die lateinamerikanische Kultur relativ leicht macht, sich in ihrer Gesellschaft zu Hause zu fühlen.
In Japan war das etwas anders und daher umso interessanter. In den letzten Jahren habe ich viel darüber nachgedacht, was ich in Japan gelernt habe und ich möchte an dieser Stelle den Leser einladen, mein Buch „Schonungslos Japanisch: Ein High School-Jahr zwischen Moderne, Tradition, Gastfamilie und Manga“ (veröffentlicht: 2012 im traveldiary-Verlag) zu lesen. Denn obwohl ich die Sprache (mehr oder weniger) gut gelernt habe und ich jeden Tag in einer rein japanischen Umgebung gelebt habe (Schule, Familie, Freizeit), fühlte ich mich nie wirklich integriert und angekommen in der japanischen Gesellschaft. Vielleicht war ein Jahr in Japan zu kurz um sich wirklich als einen Teil der Gesellschaft zu fühlen aber gut, Japan war auch noch nie dafür bekannt, es Ausländern bei ihrer Integration leicht zu machen…
In England hingegen fühlte ich mich vom ersten Moment an integriert. Sicher lag das zum einen daran, dass ich bereits fließend Englisch sprach, als ich nach England zog. Zum anderen empfand ich die britische Kultur auch nicht sehr andersartig zu unserer deutschen. Integration in England war für mich eher eine Frage des Vertrautwerdens mit dem britischen Rechtssystem und Aspekten des alltäglichen Lebens der Engländer (wie beispielsweise berühmte TV Shows, die aktuelle politische Debatte und alles, worüber man sich in England eben gerne unterhält).
Was ist dein Rat für einen Neuankömmling in Deutschland? 😉
Lass dich nicht enttäuschen oder frustieren vom leicht frostigen Verhalten vieler Deutscher. In den meisten Fällen liegt es nicht daran, dass sie dich nicht mögen, sondern vielmehr daran, dass wir Deutsche oft sehr viel mehr Zeit brauchen, bis wir uns mit jemanden wohl fühlen und wir uns öffnen können. Bis wir wirklich das Gefühl haben, dass wir dem anderen vertrauen können. Die Deutschen reagieren desöfteren ein wenig schüchtern, was leicht mit kaltherzig misinterpretiert werden kann. Versuche, Deutsch zu lernen und schäme dich nicht, es auch zu sprechen. Ohne zu sprechen und (natürlich) Fehler zu machen, wirst du Deutsch nicht lernen! Last but not least: Bleib neugierig, immer!